An diesem Film will ich beispielhaft die Vor- und Nachteile großer und kleiner Schrittweiten bei der Auswertung betrachten. Auf der folgenden Seite sind hierfür die t-y-, t-vy- und t-ay-Diagramme derselben Bewegung abgebildet (Abbildung). "Kleine Schrittweite" wurde dabei mit Schrittweite 1 erfasst, für "große Schrittweite" wurde nur jedes achte Frame ausgewertet.
In den t-y-Diagrammen ist im ersten Fall der Ablauf der Bewegung schon aus den Messpunkten besser zu erkennen, auch wenn die eingepasste Parabel in der zweiten Reihe ein höheres Bestimmtheitsmaß (siehe Glossar) aufweist.
Im t-v-Diagramm zeigen sich die Unterschiede deutlicher: Bei großen Schrittweiten hat man schon von vornherein weniger Messwerte, die sich bei den höheren Ableitungen (besonders bei der Beschleunigung) noch weiter verringern. Hier kann man kaum noch ablesen, dass die Beschleunigung konstant sein könnte. Dagegen spielt diese Methode ihren Vorteil bei der Genauigkeit aus: Schon bei der Geschwindigkeit weichen einige Punkte von der Geraden ab, erst recht aber im dritten Diagramm.
Die t-a-Darstellung zeigt die Unterschiede am deutlichsten: Hier viele verstreute Messpunkte, dort nur noch zwei Messpunkte, die aber relativ genau bei dem von uns gesuchten Wert von 9,8 m/s2 liegen. Bei geringen Schrittweiten ist also ein einzelner Messpunkt nicht so wichtig wie bei großen, denn die Fehler gleichen sich durch die vielen Messwerte eher aus (Gesetz der großen Zahlen). Der Fehler eines einzelnen Wertes ergibt sich aus der Berechnungsmethode mit Differenzenquotienten, wie in der folgenden Abbildung dargestellt: Wenn bei drei monoton ansteigenden Werten der mittlere zu groß gemessen wird, dann ist die Ableitung im ersten Zwischenraum zu hoch, im zweiten jedoch zu niedrig. Bei der zweiten Ableitung summieren sich diese Fehler, und sie wird im mittleren Punkt viel zu klein, wohingegen die Werte für die benachbarten Punkte zu groß sind.
Insgesamt empfiehlt
sich also eine große Schrittweite, wenn auftretende Beschleunigungen
bei dieser zeitlichen Auflösung noch differenziert dargestellt werden
können, und die Bewegung etwa aufgrund einer Bildunschärfe bei
geringerer Schrittweite nur ungenau erfasst werden könnte. Dann sind
die Diagramme wesentlich übersichtlicher und einzelne Werte genauer.
Für konstante beschleunigte Bewegungen über den gesamten
Auswertungsbereich hinweg ist eine kleinere Schrittweite eher angebracht,
da es vor allem Schülern eher einsichtig ist, eine Parabel durch Punkte
zu legen, die schon augenscheinlich eine Parabel bilden, als durch z. B.
vier Punkte, bei denen noch keineswegs deutlich ist, welche Funktion ihnen
zu Grunde liegt. Im Übrigen besitzt der Bestimmtheitsgrad bei wenigen
Stützstellen keine Aussagekraft darüber, ob die gefittete Funktion
die richtige ist: Bei drei Messwerten, die "fast" auf einer Geraden liegen,
erreicht man einen höheren Bestimmtheitsgrad mit der Parabel, da diese
nicht überbestimmt ist.